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Digitale Daten

Endlich ePA für Alle!?

Von Dr. André Sander · 2024

Die Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems schreitet voran. Wenn auch nicht in dem Maße, wie wir das teilweise bei unseren europäischen Nachbarn beobachten und wenn auch mit teils fragwürdigen Methoden wie dem "Rebranding" der Gematik zur "Digitalagentur".

Ein Arzt im Gespräch mit einer älteren Frau in einer Apotheke. Der Arzt trägt einen weißen Kittel und erklärt der Frau, dass sie ein Glaukom hat und er ihr 200 mg Acetazolamid verschreibt. Im Hintergrund steht ein anderer Mann in einem hellblauen Hemd und

Doch gerade in dieser Legislatur sind viele Gesetze verabschiedet worden, die zu einer erheblichen Beschleunigung der Digitalisierung beitragen werden. Digitale Daten – und das ist wichtig zu unterscheiden – sind nicht einfach nur digitalisierte Daten, bei denen die Schreibmaschine durch eine E-Mail ersetzt wurde, sondern in digitaler Form strukturierte Daten, die ein Computer im weitesten Sinne versteht und verwenden kann. Nur mit solchen Daten lassen sich Algorithmen effektiv und effizient anwenden.

Die Noch-Gematik schreibt auf ihrer Webseite: „Ab dem 15. Januar 2025 ist es so weit: Dann wird die neue elektronische Patientenakte, die ePA für alle, Teil der Regelversorgung. […] In der elektronischen Patientenakte werden alle relevanten, medizinischen Daten von Patientinnen und Patienten gespeichert […].“ Das ist großartig und der Augenblick auf den wir die letzten 20, 25 Jahre hingearbeitet bzw. gewartet haben. Doch ganz so digital im Sinne von strukturiert geht es dann leider doch nicht auf der ePA zu: auf den Webseiten des BMG, der Gematik und der KBV werden die Verpflichtungen der Behandler in allerlei Schaubildern und Aufzählungen dargestellt und wer genau hinsieht, erkennt, dass bei den verpflichtenden Informationen zu Befunden, Arztbriefen und Labordaten der Hinweis auf einen strukturierten Standard fehlt. Solche Daten werden in ganz „traditioneller“ Form als Freitextdokument (PDF) abgelegt. Nur bei der „Medikationsliste“ muss ein strukturiertes Format eingehalten werden. Genaugenommen kann dann aber auch nur diese Liste digital verwendet werden.

Die medikamentöse Therapie ist die häufigste Therapieform in der Medizin und gleichzeitig von vielen Risiken und Fehlerklassen gekennzeichnet. Die korrekte Verordnung eines Medikamentes hängt von vielen Faktoren ab und wird gerade bei multimorbiden Patienten mit Polymedikation äußerst unübersichtlich. Eine digitale Medikationsliste kommt da wie gerufen. Doch was können wir letztlich prüfen, wenn nur die Medikamente mit ihren Wirkstoffen und die verordnete Stärke bekannt sind? Tatsächlich nur zwei Fehlerklassen: die allgemeine Maximaldosis und die möglichen Interaktionen zwischen den Medikamenten. Also genau das, was Apotheken seit Jahrzehnten prüfen können und was dieser Art der Prüfung den Namen „Wechselwirkungscheck“ eingebracht hat. Und doch spricht man heute in Kliniken seit vielen Jahren von „Arzneimittel- und Therapiesicherheit“ (AMTS). Warum? Weil so viel mehr Informationen notwendig sind, um ein Medikament sicher zu verschreiben. Da wäre zunächst die Indikation, also die eigentliche Diagnose. Liegt die beim Patienten vor? Gibt es weitere Diagnosen, die das Medikament kontraindizieren? Gibt es möglicherweise Allergien? Wie ist die individuelle Toleranz des Patienten? Die Stärke eines Medikamentes muss auf die Leber- und Nierenfunktion des Patienten angepasst werden! Gibt es Nebenwirkungen, die bereits beim Patienten vorliegen oder die unbedingt vermieden werden sollen?

Die gute Nachricht: all diese Informationen befinden sich auf der ePA! Die Schlechte: in den PDFs in freitextlicher Form. Ein Behandler ist damit zwar prinzipiell in der Lage für AMTS zu sorgen, doch nur wenn er oder sie die PDFs liest. Jeder Arztbesuch erzeugt Dokumente. Jeder. Dazu sind Behandler verpflichtet und intrinsisch motiviert, denn nur auf Grundlage der Dokumentation gibt es eine Vergütung. Man kann also annehmen, dass sich die ePA innerhalb kürzester Zeit mit Dutzenden und Hunderten von Dokumenten füllen wird. Lesen ist also keine effiziente Option. Es sei denn, man lässt die Dokumente von einem Algorithmus lesen! 

In den letzten 18 Monaten haben generative Modelle auf eindrucksvolle Art und Weise bewiesen, dass sie in der Lage sind, Texte zu lesen, zu verstehen und zu verarbeiten. Wir könnten also diese Technologie auf die ePA anwenden und endlich vernünftige AMTS sicherstellen! Doch, Halt, so einfach ist das leider nicht. Die medikamentöse Therapie geht weit über Kopfschmerztabletten hinaus und benutzt Wirkstoffe, die falsch dosiert oder falsch appliziert erheblichen Schaden – bis hin zum Tod des Patienten – anrichten können. Ein AMTS-Algorithmus darf also keinesfalls halluzinieren und muss transparent und nachvollziehbar sein. Genau hier kommen traditionelle Expertensysteme ins Spiel, in denen pharmazeutische Informationen strukturiert gespeichert sind. Kombiniert man solche Ansätze, lassen sich die Informationen der ePA so verarbeiten, dass tatsächlich eine neue Stufe in der Qualität der medikamentösen Therapie erreicht werden kann. Das spiegelt sich auch darin wider, dass solche Lösungen als Medizinprodukt zertifiziert sein müssen.

Der Nachweis der Qualität dürfte nicht nur im Sinne der Patienten sein, sondern auch Kliniken bzw. Institute in der Versorgung sollten ein Interesse daran haben. Gerade vor dem Hintergrund der Krankenhaus-Revolution, Verzeihung, Reform! werden Einrichtungen nach erbrachter Qualität evaluiert. Wird über alle Patienten hinweg ein AMTS-Monitoring etabliert, kann das ein wichtiger Baustein für die Qualitätssicherung sein. Solche Werkzeuge erlauben dabei nicht nur die quantitative Erfassung von Fehlern, sondern sie erlauben auch den eigentlichen Medikationsprozess qualitativ zu evaluieren. Wurde in angemessener Zeit auf sich verändernde Labor- oder Vitalwerte reagiert? Wurde leitliniengerecht verordnet? Und nicht zuletzt können auch wirtschaftliche Aspekte ausgewertet werden: wie groß ist eigentlich die Differenz zwischen bestellter und verabreichter Menge? Und wurden alle hochteuren Medikamente erfasst und abgerechnet?

Selbst in diesem frühen Stadium zeigt sich also das enorme Potenzial der ePA für alle für das Gesundheitswesen und für uns Patienten. Das Team der ID BERLIN hat dieses Potenzial erkannt und entwickelt dafür passgenaue Lösungen.
 

Qualitative und quantitative Analyse von Massen-Medikationsdaten. Foto: ID

Disclaimer: Die in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellen keine medizinische Beratung oder Aufforderung zur Verwendung von Medizinprodukten dar. Vor der Anwendung eines Medizinprodukts sollten Sie immer einen Arzt oder qualifizierten Gesundheitsdienstleister konsultieren. Die Autoren und Herausgeber übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden, die direkt oder indirekt aus der Nutzung dieser Informationen oder des beschriebenen Produkts entstehen können. Bitte lesen Sie die Packungsbeilage und Gebrauchsanweisung sorgfältig durch und befolgen Sie die Anweisungen des Herstellers.

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