Mobile Visite

Tablets statt Papier

Von Hartmut Schumacher · 2020

Smartphones und Tablets haben innerhalb weniger Jahre weite Bereiche unseres privaten und beruflichen Lebens erobert. Aber wie steht es um ihren Einsatz in Krankenhäusern?

Krankenpfleger und Ärztin stehen zusammen und diskutieren Patientendaten mit einem Tablet.
Foto: iStock/Ridofranz

Der hauptsächliche Nutzen von mobilen Geräten wie Tablets und Smartphones in Krankenhäusern lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Sie ermöglichen es Ärzten und Pflegern jederzeit und überall, auf die elektronischen Patientenakten zuzugreifen, unabhängig von einem stationären PC. Das ist nicht nur komfortabel und zeitsparend für den Arzt, sondern es erlaubt ihm beispielsweise auch, jederzeit unkompliziert Diagnosen anhand von Röntgenbildern erklären zu können. Zudem kann der Arzt mit dem Tablet weitere Informationen in die Patientenakte eintragen, sodass sie den anderen Krankenhausmitarbeitern sofort zur Verfügung stehen. Medikationsfehler, die durch eine schlecht lesbare Handschrift verursacht werden, sind dabei ausgeschlossen. Darüber hinaus lassen sich mit der eingebauten Kamera eines Tablets Fotos aufnehmen, beispielsweise, um die Wundheilung zu dokumentieren. Auch die Hygiene wird durch den Einsatz von Tablets verbessert, da sich diese Geräte leichter desinfizieren lassen als Papierakten.

Mobile Visite – Mehr Zeit für Patienten

Die erwähnte Zeitersparnis ist kein technikbegeistertes Wunschdenken, sondern wurde in einer Untersuchung an der Klinik für Neurologie der Charité Berlin bestätigt: Durchschnittlich hatten die Ärzte bei der Visite mit Tablet-Unterstützung etwa eineinhalb Minuten mehr Zeit, um sich mit dem Patienten statt mit seiner Akte zu beschäftigen. Auch die Vor- und Nachbereitungszeit der Visite ließ sich verkürzen – um bis zu 35 Minuten pro Station.

Dünn gesät

Pilotprojekte für die Nutzung von Tablets in deutschen Krankenhäusern gibt es mindestens seit dem Jahr 2013. Von einer flächendeckenden Verbreitung derartiger Geräte sind wir jedoch noch weit entfernt: Laut dem „IT-Report Gesundheitswesen 2020“ der Hochschule Osnabrück stehen auf weniger als fünf Prozent der Krankenhausstationen Smartphones und Tablets für den mobilen Zugriff auf Patientendaten zur Verfügung. Zu den Gründen für die spärliche Verbreitung mobiler Geräte gehören die Kosten, fehlendes WLAN und Schwierigkeiten, die Geräte an das Krankenhausinformationssystem anzubinden. Allerdings ist die Situation nicht ganz so mittelalterlich, wie es diese Beschreibung vermuten lässt. Denn auf immerhin etwa 40 Prozent der Stationen stehen Visitenwagen mit montiertem PC oder Notebook bereit. Solche digitalen Visitenwagen sind zwar keine mobilen Geräte im engeren Sinne, dennoch erfüllen sie weitgehend dieselben Zwecke wie Tablets. Hinzu kommt: Viele Krankenhausärzte verwenden ihre privaten Smartphones auch für berufliche Aufgaben. Solange sie dabei lediglich Informationen aus dem Internet abrufen, wie beispielsweise aus Arzneimitteldatenbanken, ist dies unproblematisch. Wenn sie aber Patientendaten per Messenger-App an Kollegen schicken, kann dies bedenklich sein, da dabei Datenschutzvorschriften gelten, die sich mit gängigen Messenger-Diensten nur teilweise einhalten lassen.

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