Digitalisierung und Mikrozirkulation

Im Fluss bleiben

Von Jens Bartels · 2024

In Deutschland gibt es im internationalen Vergleich sehr viele Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei lassen sich Auffälligkeiten wie etwa Mikrozirkulationsstörungen medizinisch und durch gesunde Lebensweise besser vorbeugen. Wichtige Helfer bei der Erkennung und Behandlung sind digitale Technologien.

Herzleiden mit digitalen Technologien aufspüren
Herzleiden mit digitalen Technologien aufspüren Foto: iStock / Rasi Bhadramani

Im westeuropäischen Vergleich erreicht Deutschland bei der durchschnittlichen Lebenserwartung nur hintere Ränge. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung. Für die Studie wurden die Sterbefälle nach Todesursache in Deutschland mit sechs ausgewählten Ländern verglichen. Im Vergleich zu Vorreiterländern bei der Verlängerung der Lebenserwartung wie Japan, Spanien oder der Schweiz schneidet die Bundesrepublik gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen schlecht ab. „Dass Deutschland bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich zurückliegt, ist Anlass zur Sorge, da diese heutzutage als weitgehend vermeidbar gelten“, erklärt Mortalitätsforscher Pavel Grigoriev vom BiB die Ergebnisse. Die Befunde lassen darauf schließen, dass es Defizite bei der Vorbeugung in diesem Bereich gibt. Zu späte Diagnosen erschweren zudem eine erfolgreiche Behandlung. Klar muss sein: Durch eine bessere Vorbeugung von Krankheiten könnten nicht nur Gesundheitskosten gespart, sondern auch das Wohlbefinden der Bevölkerung gesteigert werden.

Digitalisierung und Mikrozirkulation: Digitale Hilfsmittel nutzen

Große Chancen bei der Vorbeugung und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verspricht die Digitalisierung in der Medizin. Zum Beispiel können Wearables wie Smartwatches und Fitness-Tracker verwendet werden, um Daten wie Herzfrequenz, Blutdruck und Aktivitätsniveau zu sammeln. Diese Daten können dann von Ärzten und anderen medizinischen Fachkräften verwendet werden, um die Diagnose und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verbessern. Ein weiteres gutes Beispiel für die neuen digitalen Möglichkeiten im Gesundheitsbereich ist die Telemedizin. Sie ermöglicht es Patientinnen und Patienten, von zu Hause aus mit medizinischem Personal zu kommunizieren. Dadurch lässt sich bei Erkrankungen des Herzes schnell auf medizinische Hilfe zugreifen; verschiedene Symptome lassen sich besser verwalten.

Mehrere Risikofaktoren

Dies kann Menschen auch bei Mikrozirkulationsstörungen weiterhelfen. Grundsätzlich bezeichnet die Mikrozirkulation in der Medizin die Durchblutung der kleinsten Blutgefäße wie Kapillaren, Arteriolen und Venolen. Sie stellt die Verbindung zwischen dem arteriellen und dem venösen System her und führt das Blut in die unmittelbare Nähe der Zellen, sodass die verbliebene Strecke klein genug für den Stoffaustausch per Diffusion ist. 

Ganz unterschiedliche Faktoren können die Mikrozirkulation beeinflussen. Dazu gehört, dass sich mit zunehmendem Alter die Elastizität der Blutgefäße verringert und dadurch der Blutfluss beeinträchtigt werden kann. Auch Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck oder ein ungesunder Lebensstil wie regelmäßiger Zigarettenkonsum, mangelnde Bewegung oder eine ungesunde Ernährung schädigen mitunter die Blutgefäße und beeinflussen die Mikrozirkulation negativ.

Auswirkungen auf das Herz

Gerade im Herz spielt die Mikrozirkulation eine besonders wichtige Rolle. Eine gestörte Mikrozirkulation ist im Herz-Kreislauf-System Auslöser für verschiedene Herzerkrankungen einschließlich Herzinsuffizienz und ischämische Herzkrankheiten. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, dass sich eine gestörte Mikrozirkulation auch negativ auf bestehende Herzerkrankungen auswirkt. Die frühzeitige Diagnose und Behandlung von Durchblutungsstörungen kann das Risiko der Entwicklung solcher Krankheiten signifikant reduzieren.

Schon gewusst?

Allein am plötzlichen Herztod sterben jedes Jahr in Deutschland laut dem aktuellen „Deutschen Herzbericht 2022“ der Deutschen Herzstiftung über 65.000 Menschen. Ausgelöst wird der „Sekundentod“ durch gefährliche Herzrhythmusstörungen, sogenannte ventrikuläre Rhythmusstörungen aus der Herzkammer (zum Beispiel Kammerflimmern). In der Mehrzahl gehen diesen langjährigen Herzerkrankungen eine koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz oder Herzmuskelerkrankungen voraus. Aber auch eine verschleppte Herzmuskelentzündung, angeborene Herzfehler und genetisch bedingte Erregungsleitungsstörungen im Herz können zu bedrohlichen Rhythmusstörungen führen, die dem plötzlichen Herztod unmittelbar vorausgehen. „Um die hohe Sterblichkeit durch plötzlichen Herztod und Schlaganfall als Folge von Herzrhythmusstörungen und anderen Herzerkrankungen einzudämmen, erfordert es die Anstrengung aller an der medizinischen Versorgung von Patienten mit Herzrhythmusstörungen beteiligten Fachdisziplinen: der Kardiologie, Herzchirurgie, Kinderkardiologie und der Herz-Kreislauf-Prävention und -Rehabilitation“, betont Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.

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